Auch große Geister können irren. Das Drama, in dem Sophokles das physische und psychische Leid des griechischen Troiakämpfers Philoktet auf die Bühne gebracht hat, findet seit der Antike bis heute durchaus das Interesse von Zuschauern und Lesern. Es zeigt das Geschehen um einen Menschen, den die Führer des Heeres auf der Fahrt nach Troia wegen seiner nicht heilenden Wunde auf einer einsamen Insel ausgesetzt hatten, den sie aber trotzdem nach neun Jahren des mühsamen Überlebens dazu bringen wollen, ihnen im Entscheidungskampf um Troia zum Sieg zu verhelfen – weil die Götter seine Mitwirkung dafür vorgesehen haben. Die verschiedenen Aspekte dieser konfliktreichen Situation in einem Spannungsfeld zwischen personaler Selbstbehauptung Philoktets gegenüber denen, die versuchen, ihn zu vereinnahmen, und den göttlich bestimmten Rahmenbedingungen sind auch immer wieder von Literaten rezipiert und in neue Konstellationen transponiert worden.