Zunächst wird der Leser mit der spannenden Geschichte der Hunnen und mit ihren Hauptakteuren, von ihrem Erscheinen in Europa bis zu ihrem endgültigen Niedergang, bekanntgemacht. Der Autor bricht mit tradierten Vorstellungen und strebt eine wirklichkeitsgetreuere Darstellung Attilas und seiner kurzen Alleinherrschaft an. Er weist nach, daß der Großkönig eine ausgebaute Großmacht übernommen hatte und daß er an der Spitze seiner Macht mit deren Politik gebrochen und sich auf einen Zweifrontenkrieg mit den beiden Römischen Reichen eingelassen hatte. Durch seinen frühen Tod blieb ihm der Niedergang seines Reiches erspart.
István Bóna geht es in seinem Buch um dieses Hunnenreich, das nicht nur mit Attila gleichzusetzen ist. In den folgenden Kapiteln beschäftigt sich der Autor mit den archäologischen Funden, die von den Hunnen erhalten geblieben sind. In seiner Darstellung bilden die weithin unbekannten hunnischen Funde aus Mittelasien und Osteuropa zusammen mit den bekannteren aus Mitteleuropa eine Einheit. In den Kapiteln über Trachten, Waffen und Opferfunde werden die bis heute erzielten Ergebnisse zusammengefaßt; in einem eigenen Kapitel werden die Bestattung Attilas und die romantischen Vorstellungen darüber gegenübergestellt. Einen wichtigen Teil des Buches bilden die Erläuterungen zu den Abbildungen und Bildtafeln, die weit über die üblichen kurzen Bildlegenden hinausgehen und außerordentlich informativ sind. Die Abbildungen zeigen die hunnischen Denkmäler in Eurasien, ergänzt durch zahlreiche Rekonstruktionen und Landkarten, die Bildtafeln die berühmten hunnischen und hunnenzeitlichen Funde, die im Zentrum des Hunnenreiches Ungarn, zwischen 424 und 455, ausgegraben worden sind. Dem Autor geht es darum, schriftliche und archäologische Quellen miteinander zu verknüpfen. Kein Ereignis wird erwähnt, das im Gegensatz zu der Aussage der Archäologie steht, und umgekehrt: Kein archäologischer Fund wird erörtert, der sich nicht in ein wirklichkeitsnäheres historisches Bild von den Hunnen und deren Zeit einfügen läßt.
Bóna ist in der Geschichtswissenschaft der Spätantike und des Frühmittelalters ebenso bewandert wie in der Archäologie. Mit seinen Werken über die pannonische Epoche der Langobarden sowie seiner Beschäftigung mit den Awaren gehört er zu den international besten Kennern der Völkerwanderzeit. Fast drei Jahrzehnte lang hat er an diesem großen Werk, das der Leser nun in Händen hält, gearbeitet.