ICH - dann eine Weile nichts
Description:... Einer der schönsten Sätze dieses Buches steht bereits auf Seite 5: „Ausreden sind ein Sonderfall der Fantasie.“ Und er stammt natürlich von der Heldin höchstselbst, die im Titel mit drei Großbuchstaben genannt wird, genauer Bärbel Fielow heißt, eine siebente Klasse in einer Hafenstadt an der Küste besucht und für ihre Mitschüler eine Überraschung organisiert hat. Eine Klassenfahrt nach Berlin, in die Hauptstadt mit dem Fernsehturm. Aber dann passiert etwas, was auch mit Bärbel Fielow zu tun hat – und mit einem Katschi, das ihr gewissermaßen in die Händel fällt und mit dem sie eher unabsichtlich den noch ziemlich jungen Klassenlehrer der 7a trifft – ohne dass dieser weiß, wer es war: „Es ist wohl für jedermann von euch einzusehen“, sagt Grabsow, wieder mit erdennaher Stimme, „es ist einzusehen, dass es unverantwortlich wäre von mir, mit so einer Klasse eine Ferienfahrt zu unternehmen. Eine Fahrt in die Hauptstadt stellt ohnehin besondere Ansprüche. An das Vertrauen. Wegen des Verkehrs, beispielsweise. Es tut mir leid, wirklich.“ Ob da doch noch was zu machen ist? Wird sich Bärbel ihrer Verantwortung stellen und dem Lehrer sagen, dass er den Falschen verdächtigt? Und um an dieser Stelle noch einmal auf den ungewöhnlichen Titel dieses auch verfilmten Jugendbuches zurückzukommen – das ist das wichtigste Prinzip von Bärbel Fielow: Ich hätte Olaf nicht erwähnen sollen. Ich sehe, Grab ist nicht davon abzubringen, dass ich auf Großmut mache. Dass ich mich für jemanden opfere. Wenn er das glaubt, dann hat er eine bessere Meinung von mir als ich selbst. Mein Prinzip ist nämlich: ICH, groß geschrieben, dann eine Weile nichts. Erst weiter weg die anderen. Bisher bin ich gut gefahren dabei. In der Schule. Also muss doch was dran sein an meiner Methode. Ausnahmen sind natürlich immer drin. Für Olaf riskier ich was. Aber dann ist erst mal Ebbe. Für die anderen lass ich mich so schnell nicht rankriegen. Sie für mich ja auch nicht. „Du bleibst also dabei, Bärbel?“ Grabsows tiefe Stimme holt mich ins Lehrerzimmer zurück. Diese Frage bleibt nicht das einzige Problem des Mädchens, das bei ihrer größeren Schwester grüne Pillen entdeckt, von denen sie anfangs nicht weiß, wofür die gut sind, ausgezeichnet Russisch spricht und dank eines 2. Platzes in einem Preisausschreiben eine Reise in die Sowjetunion gewinnt, aber sich auch – aus dringenden Gründen – unerlaubt das Moped ihres Vaters ausborgt und damit zu einem Ernteeinsatz düst und mindestens einen Jungen mächtig aufregt.
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