Faszination des Organischen
Konjunkturen einer Kategorie der Moderne
Description:... Die metaphorische Wunschvorstellung des Organischen ist seit der Aufklärungszeit in der Literatur- und Geistesgeschichte lebendig geblieben. Die spätestens im 20. Jahrhundert evident gewordene Willkürlichkeit, Absolutheit und Ideologieanfälligkeit jeglichen synthetischen Organismusdenkens hat den historischen Blick für die diversen Erscheinungsweisen und Legitimationsstrategien des Organischen seit der Kunstperiode um 1800 geschärft. Schon zur Goethezeit verheißt die Verherrlichung des Organischen Rettung vor dem Mechanischen, Stärkung des Individuums nach innen gegen die äußeren Zwänge der modernen Welt und individuelle Bewahrung der Innerlichkeit vor Anonymität und Entfremdung. Die Ideen von Ordnung im Chaos und von Homogenität statt maßloser Pluralität behalten bis heute ihr Faszinierendes. Das den Ganzheitsdiskurs motivierende Organische wirkt, integrierend oder ausschließend, als regulative Macht; Abwehr oder Verfolgung des Fremden lassen sich immer auch organologisch begründen. Dieser Faszination des Organischen in der Literatur- und Geistesgeschichte seit dem 19. Jahrhundert gehen die Beiträge dieses Bandes an jeweils konkreten Einzelbeispielen genauer nach. Entstanden ist ein wichtiges und aspektreiches kulturwissenschaftliches Buch, dessen Ertrag die geistige Debatte der Gegenwart mit Gewinn aufzunehmen hätte.
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