Soziale Schicht, Bildung und Schicksal
Geschichte einer Bergmannsfamilie in Ottfingen, Südwestfalen, um 1900
Description:... Dieses Buch rekonstruiert die Geschichte der Familie der Chreschten, im Dorf Ottfingen, Südwestfalen. Im Zentrum steht dabei der 1874 geborene Bergmann Josef Eichert, dessen Leben durch seine Tätigkeit im Bergbau früh endete. Sodann werden das Leben seiner Frau Maria und, stellvertretend für die insgesamt elf Kinder der Familie, die Lebensgeschichten von Rosa und Johann genauer in den Blick genommen. Während die 1901 geborene Rosa den vorgezeichneten Weg einer Frau jener Zeit ging, verschaffte sie sich, eher untypisch für ihr Herkunftsmilieu, Zugänge zu anderen Welten, über das Lesen von Romanliteratur. Rosa formte im Laufe ihres Lebens eine Persönlichkeit aus, von der auch für unsere Gegenwart viel zu lernen ist. Der 1905 geborene Johann dagegen gelangte, als einer von ganz wenigen aus seiner sozialen Schicht, durch die Unterstützung des Volksschullehrers, auf ein renommiertes Gymnasium. Durch den frühen Tod des Vaters kam es zum Abbruch der Bildungslaufbahn, in Ermangelung finanzieller Mittel. Seine Erfüllung fand er in der Ausübung von zivilgesellschaftlichen Führungsrollen und Ämtern, unter anderem als ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Wenden. Als Anerkennung für seine Lebensleistung wurde Johann zum Ehrenbürger der südwestfälischen Gemeinde ernannt. Diese Lebensgeschichten werden erzählerisch aufgefächert, auch in ihrer Verwobenheit mit den zeitgeschichtlichen Ereignissen. Es ist alles miteinander verbunden, die soziale Schicht, aus der wir stammen, die jeweiligen gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Realitäten, unsere Bildungs- und Aufstiegschancen, unsere Lebensmöglichkeiten und die Rolle des Schicksals, das zusätzlich in alles eingreift. Wie werden wir heute noch von den Lebensbedingungen unserer Vorfahren geprägt, was wurde an uns weitergegeben, ohne dass es uns bewusst ist? Im Bergwerk der Familiengeschichte macht sich das Buch an die Arbeit, Verbindungen zu knüpfen zwischen damaligen prekären und repressiven Umständen und deren seelischen Folgen nicht nur für eine Generation. Eine Psychosozialgeschichte an konkreten Lebensläufen (Dr. Roland E. Koch, Dozent für kreatives Schreiben, Universität Siegen, und Schriftsteller, Köln). Ich stehe mit Respekt vor dem, was die Menschen damals geleistet haben. Es ist beeindruckend zu sehen, wie die komplexen sozialen Zusammenhänge und Verflechtungen in diesem Buch runtergebrochen und lesbar gemacht werden (Dr. Inge Hofsommer, Literaturwissenschaftlerin, Köln).
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