Frauenbewußtsein und Soziologie
Empirische Untersuchungen von 1910–1990 in Deutschland
Description:... Was zeichnet die vorliegende Arbeit besonders aus? Es sind nicht nur die Grabungsfunde, mit denen verdienstvolle Wissenschaftler(innen) aus der Friihzeit unseres lahrhunderts der Vergessenheit entrissen werden, es ist vor allem das hohe Mall an Empathie, mit der es der Autorin gelungen ist, die Ergebnisse ihrer Recherchen aus dem Kontext des jeweiligen Umfeldes zu interpretieren. So wird nicht nur deutlich, sondem auch verstfuldJich, warum viele Frauen -sowohl unter den Befragten wie auch unter den inter pretierenden Wissenschaftlerinnen - dem naiv propagierten Emanzipati onsgebaren skeptisch gegeniiberstehen und lieber in den Raumen einer ver trauten Verhaltenssicherheit verbleiben. Bemerkenswert in diesem Zusam menhang auch die heute weithin verlorengehende Fahigkeit der Verfasse rin, die Autor(inn)en, die sie respektiert und ob ihrer Leistung geradezu verehrt, in einzelnen Positionen sachlich scharf zu kritisieren. So erweist sich die Entstehung, Differenzierung und Verstfu"kung des FrauenbewuBt seins in diesem lahrhundert als ein in sich vielfaItig gebrochener ProzeB, dessen allmahliche Gewinne und Stabilisierungen sich vor allem aus der produktiven Verarbeitung enttiiuschter Hoffnungen zusammensetzen. Hel ga Milz verzichtet von vornherein auf die ebenso end-wie nutzlose Dis kussion urn Wesen und Natur der Frau, nimmt also die Geschlechtercli:fJe renz als ein Produkt menschlicher Kulturentwicklung wahr und ernst. Eben deshalb aber forscht sie in ihrem Datenmaterial den Entwicklungen nach, in denen die infolge dieser Kulturentwicklung beschadigten Men schenrechte (vor aHem, aber nicht nur) von Frauen benannt und wieder eingefordert werden.
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