Neue Moralische Novellen
Description:... Neue Deutsche Rechtschreibung
Paul Johann Ludwig von Heyse (15.03.1830–02.04.1914) war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer. Neben vielen Gedichten schuf er rund 180 Novellen, acht Romane und 68 Dramen. Heyse ist bekannt für die „Breite seiner Produktion“. Der einflussreiche Münchner „Dichterfürst“ unterhielt zahlreiche – nicht nur literarische – Freundschaften und war auch als Gastgeber über die Grenzen seiner Münchner Heimat hinaus berühmt.
1890 glaubte Theodor Fontane, dass Heyse seiner Ära den Namen „geben würde und ein Heysesches Zeitalter“ dem Goethes folgen würde. Als erster deutscher Belletristikautor erhielt Heyse 1910 den Nobelpreis für Literatur.
Um so größer war das Erstaunen der gesamten Augsburger Bürgerschaft, als plötzlich die Neuigkeit durch die Stadt lief, das verwunschene Haus sei wieder bewohnt, und zwar von zwei einzelnen Frauenzimmern, einer jungen wunderschönen Person und einer ältlichen, welche die Kammerfrau, Haushälterin, Köchin und Gärtnerin der Jungen vorstelle. Denn außer einem in Augsburg gemieteten Laufmädchen, das die nötigen Einkäufe in der Stadt besorgen und täglich mit einem Körbchen zum Bäcker und Metzger wandern müsse, zeige sich keine menschliche, geschweige männliche Seele im Bereich der gemiedenen Mauern. Der alte Schlüsselbewahrer, den man um Auskunft bestürmte, konnte nichts weiter berichten, als dass vor etlichen Wochen die alte Person ihn mit der Frage angegangen, ob das Häuschen samt dem Garten vermietet werde. Er hatte sich um Instruction für diesen bisher undenkbaren Fall an die Erben des früheren Besitzers gewendet, die gern gegen einen mäßigen Zins ihre Einwilligung gegeben. Dann seien eines Morgens die beiden Frauenzimmer in einem kleinen Wagen vor dem Gittertor erschienen, hätten ein Köfferchen und einige Schachteln vom Kutscher abladen lassen und sofort von dem Hause Besitz ergriffen, das wundersamerweise trotz der langen Vernachlässigung sich noch in ziemlich wohnbarem Zustande gezeigt habe.
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