Grenzen der Marktlogik
Die unsichtbare Hand in der ärztlichen Praxis
Description:... Im Tram, der schweizerischen Strassenbahn, hängen oft interessante Dinge. Zum Beispiel in der Stadt Bern zu Beginn des Jahres 2002: Auf Augenhöhe der Fa- gäste machte ein Kartonplakat auf eine Gesundheitsmesse aufmerksam. Wie häufig bei Strassenbahnwerbungen war daran eine Halterung angebracht, der man, gelangweilt von der Fahrt zum Arbeitsplatz, kleine Karten mit einer W- bebotschaft entnehmen konnte. Im Fall, der meine Aufmerksamkeit erregte, hatten diese exakt die Grösse und Gestalt der Kärtchen, welche den Patienten nach der Konsultation jeweils von der Praxisassistentin zur Erinnerung an den nächsten Termin übergeben werden. Doch Inhalt und Form entsprechen sich nicht: 12 Einleitung Ganz offensichtlich beruht der Werbeeffekt des Kärtchens darauf, dass der eindeutigen Gestaltung, die auf ärztliche Praxis verweist, ein dazu kontrastier- der Inhalt gegenüber steht: die Ankündigung einer Messe. Die Aufmerksamkeit wird geweckt mit einem Spiel der Gegensätzlichkeit zweier gesellschaftlicher Sphären, dem ‚Besuch beim Arzt’ und der ‚Messe’; dies bei gleichzeitiger Üb- einstimmung dessen, worum es bei beidem geht: gesund zu werden und es zu bleiben. Dieses Spiel gelänge kaum, wenn nicht die strikte Trennung der beiden Sphären als gültig vorausgesetzt werden könnte und – darauf basierend – ein Spannungsfeld entstünde, sobald beides als Einheit dargestellt wird.
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