Der Parteitagsfilm „Triumph des Willens“ von Leni Riefenstahl
Rituale der Mobilmachung
Description:... Ein Ritual und seine Stilisierung: Zeitgeschichtliche Film analyse am Beispiel von "Triumph des Willens" Wenn es stimmt, was Harold Lasswe11 1930 notiert (in: Psychopathology and Politics, Chicago 1930, S. 183f.), daB Politik derjenige ProzeB ist, "by which the irrational bases of society are brought out into the open" (dazu Edelman 1960), dann scheint dies geradezu eine Definition der "Regie des of fentlichen Lebens im Dritten Reich" (Schmeer) zu sein, insbesondere trifft es fiir die Inszenierung des Massenpotentials der NSDAP im Zusammenhang der Reichsparteitage zu (SchOps-Potthoff 1984). Von den Produkten her ist dies aber bislang nur wenig untersucht worden. Das Bildergediichtnis des Nationalsozialismus wird vom "Reichsparteitag der Einheit und der Stiirke" (1934) bestimmt, denn diese stilisierte Selbstdar ste11ung des Nationalsozialismus an der Macht ist in einer weiteren zweiten Durchgestaltung in Form von Leni Riefenstahls Parteitagsfilm "Triumph des Willens" konserviert worden. Nahezu jede audiovisue11e Darste11ung des Na tionalsozialismus zieht Bilder aus "Triumph des Willens" heran, wenn das Ri tual nationalsozialistischer GroBveranstaltungen und Massenpropaganda ge zeigt werden sol1. Rituale stilisieren und tibersteigern in formalisierter Zuspitzung die Bedeu tungsinhaite, kommunikative Gehalte sol1en auf ihren wesentlichen Kern be grenzt werden. Diesem Ziel dienen die Asthetik und das Setting des NSDAP Parteitages selbst, aber dieses Ziel wird nochmals derselben Logik ritue11er Handlung unterzogen und zu seinem eigenen Idealtypus verdichtet, es wird zum "Triumph des Willens" verarbeitet. In diesem Sinn ist der Parteitagsfilm das Kunstprodukt einer Inszenierung, er ist die idealisierte Version eines idea listisch gedachten Verpflichtungs- und Opferrituals.
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