Die Rolle des Máiggangs in einer Theorie des guten Lebens: Tom Hodgkinsons ?How to be Idle?
Description:... Die Konjunkturkurve der Themen innerhalb der popularen Sachbuchkultur spiegelt weitgehend die Sorgen und Note der Zeit wider. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass in einer Zeit zunehmender Beschleunigung und Rationalisierung von Produktions-, Kommunikations- und Entscheidungsprozessen Entschleunigung, slow food und Musse Themen von offentlichem Interesse sind, denen sich Publizisten gern und vielfach erfolgreich zuwenden. Zu diesen gehoren auch vereinzelt Philosophen. So hat sich im 19. Jahrhundert Schopenhauer die gepflegte Langeweile bei Frauen in burgerlichen Kreisen vorgenommen und einerseits zum Gegenstand sozialkritischer Polemik, andererseits zu einer Grundkategorie seiner Leidenslehre gemacht. Russell hat mit seinem Buch "In praise of idleness" den heraufziehenden Stress eines taylorisierten Alltags in den 1920er und 1930er Jahren gegeisselt. Wie Ulrich Schnabel in Deutschland (Musse, Munchen 2010) hat sich auch der britische Erfolgsautor Hodgkinson um eine philosophische Fundierung seiner Konzeption eines arbeitsentlasteten Lebens bemuht, wobei er nicht lange suchen muss, um in der Geschichte der philosophischen Lehren vom guten Leben eine grosse Zahl von Modellen zu finden. Was er dabei freilich ubersieht, ist, dass Philosophen (einschliesslich Sachbuchautoren) dank ihres angeregten Gedankenlebens uber eine second world verfugen, die schlichteren Menschen weitgehend verschlossen ist und die sie unter Untatigkeit und Einsamkeit starker leiden lasst, so dass die Verherrlichung der Musse Gefahr lauft, von vielen vom gesellschaftlichen Leben abgekoppelten Renten- oder Sozialhilfeempfangern wie blanker Hohn erlebt zu w
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