Evidenzbasierte klinische Ethik
Philosophische Untersuchungen zur Verwendung von Empirie und Evidenz in der (Medizin-)Ethik
Description:... Masterarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 1, Universität Basel (Philosophisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Mit dem Aufkommen der evidenzbasierten Medizin (EbM) – dem Bestreben, Therapieentscheidungen auf bestmöglichster wissenschaftlicher Evidenz zu gründen – und einer allgemeinen „evidence-based“-Bewegung im Gesundheitswesen wurde mitunter auch die Möglichkeit einer „empirischen“ und „evidenzbasierten“ Ethik behauptet. Doch kann Ethik überhaupt „evidenzbasiert“ sein? Denn ein solcher Ansatz, welcher der traditionellen Bestimmung der Ethik als philosophische Wissenschaft widerspricht, scheint zwangsläufig in der Sein-Sollens-Kluft oder in einem Verlust der Normativität der Ethik zu enden. Dass derlei keineswegs eine notwendige Folge sein muss, sondern dass sich ein bestimmtes Konzept evidenzbasierter Klinischer Ethik (EbCE) als (transdisziplinäre) wissenschaftliche Praxis rational verteidigen und sich somit als theoretisch möglich erweisen lässt, will die vorliegende Arbeit aufzeigen. Dabei wird jedoch auf die Evidenzbasierung im Rahmen der Entwicklung klinisch-ethischer Leitlinien fokussiert. Diese soll analog zur Entwicklung medizinischer Leitlinien u.a. Zuverlässigkeit, Praktikabilität und Wirksamkeit der Leitlinieninhalte verbessern können. Die Argumentation der Arbeit erstreckt sich über drei Hauptteile: Im ersten Teil wird die Hypothese plausibel gemacht, dass Bewegungen wie jene der „empirischen“ und „evidenzbasierten“ (Medizin-)Ethik u.a. mit drei „Wenden“ (empirische, pragmatische und soziologische) in der Medizin-/Bioethik und einem damit verbundenen praxisorientierten Verständnis Angewandter Ethik zusammenhängen. Die Möglichkeit „empirischer“ und „evidenzbasierter“ Ethik wird nur vor dem Hintergrund eines solchen Ethikverständnisses verständlich. Im zweiten Teil wird thematisiert, was „empirische Ethik“ genau sein könnte, was „Empirie“ in diesem Zusammenhang bezeichnet, und welche Funktionen Empirie gerade in einer problemorientierten medizinethischen Forschung erfüllen kann. Im dritten Teil wird schliesslich untersucht, was „Evidenzbasierung“ bedeutet und ein Evidenzverständnis entwickelt, welches die gesuchte EbCE ermöglicht. Eine solche wissenschaftliche Praxis muss jedoch einige philosophische Voraussetzungen treffen, die ebenfalls in diesem Teil herausgearbeitet werden. Am Ende der Arbeit zeichnet sich deutlich ab, dass eine EbCE möglich ist und vielleicht sogar unverzichtbar wird, sobald ein praxisorientiertes Ethikverständnis, wie es gerade in der Medizin von Bedeutung ist, anerkannt wird.
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