Luthers religiöses Interesse an seiner Lehre von der Realpräsenz
Eine historisch-dogmatische Studie
Description:... Excerpt from Luthers Religiöses Interesse an Seiner Lehre von der Realpräsenz: Eine Historisch-Dogmatische Studie Lehre zu verfallen, doch zu einer tieferen Auffassung vor zudringen sucht. Auch sie erwartet von der irgendwie im Sakrament vorhandenen verklärten Leiblichkeit Christi geheimnisvolle und unkontrollierbare Wirkungen auf die Seele des Gläubigen. In der That stimmen beide Anschau ungen, mögen sie im übrigen noch so verschieden sein, im Gegensatz zu der sogen. Historischen Auffassung in einer Reihe von Punkten überein. Es ist für unseren Zweck von grosser Bedeutung, wenn wir von vornherein auf diese Punkte achten, weil wir so im Laufe der Untersuchung feststellen können, ob sich die Vertreter dieser Gedanken auf Luther berufen durfen. Einmal sind die Früchte des Sakraments nicht Wirkungen des geschichtlichen, für uns am Kreuzesstamm in den Tod gegebenen Leibes und Blutes Christi, sondern der entsprechenden Substanzen des Verklärten, die eben erst kraft der Verklärung solche Wirkungen hervorbringen konnen. Sodann sind diese Gnadenwirkungen geheimnisvoller und zwar naturhafter Art. Denn sie sind beidemal psychologisch weder ver mittelt noch verständlich. Die Einsetzungsworte endlich treten in ihrer Bedeutung völlig zurück, weil sie auf psychologisches Verständnis notwendigerweise rechnen müssen. Die eigentümliche Kraft und der Hauptnutzen des Sakraments haftet vielmehr gerade abgesehen von dem begleitenden Wort an dem präsenten Leib (fleisch) und Blut Christi. Man sieht, wie es sich hier stets um die Deutung der Elemente und ihrer Wirkung handelt, und gerade dieser Punkt in der Abendmahlslehre Luthers ist es, den wir im folgenden untersuchen wollen.
Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir von Luther eine Reihe von Schriften und Predigten über das Abendmahl und die Sakramente besitzen, die vor dem Abendmahlstreite liegen. Hier hat Luther einen neuen evangelischen Sakramentsbegriff herausgearbeitet und diesen alsdann auch auf das Sakrament des Altars angewandt. Freilich dürfen wir nicht erwarten, dass er in dieser Zeit die Lehre von der Realpräsenz besonders betont; dennhieruber war zwischen ihm und der katholischen Kirche kein Streit. Dagegen ist Luther gerade in diesen Schriften der katholischen Lehre gegenüber von seinem neuge wonnenen Glaubensbegriff aus zu einer neuen religiösen Schätzung und Wertung der Sakramente hindurchge drungen und hat darnach auch seine Lehre vom h. Abend mahl ausgebildet. Andererseits ist die Lehre von der Realpräsenz noch nicht, wie es 111 der Zeit des Streites geschah, ungebührlich in den Vordergrund geruckt. Gerade die Unbefangenheit, mit der Luther in jener Zeit von Leib und Blut Christi im Sakrament spricht, bietet uns eine Gewähr dafür, dass seine religiösen Gedanken über das Abendmahl ungehemmt und ohne den Einfluss fremder Gedanken und Stimmungen zum Ausdruck kommen. Diese Lehre Luthers haben wir also zunächst, wenigstens in ihren allgemeinen Umrissen, darzustellen und zwar unter dem praktisch - religiösen Gesichtspunkt, der für Luther selbst massgebend war. Im Anschluss daran haben wir die Frage zu behandeln, welche religiöse Bedeutung dem in den Elementen real gegenwärtigen Leib und Blut Christi innerhalb des Rahmens der damaligen Lehre Luthers zu kommt, bezw. Zukommen kann. Schliesslich werden wir festzustellen haben, welche Auffassung der geweihten Elemente am besten dieser ihrer religiösen Bedeutung entspricht. Das Resultat unserer Untersuchung aber wird uns zugleich das Problem für den zweiten Teil unsrer Abhandlung liefern, der die Zeit des eigentlichen Abend mahlstreites zum Gegenstand hat.
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