Ernst Rüdin
Eine kritische Biographie
Description:... Die seit 1990 erfolgte archivalische Neuordnung des Aktenmaterials der ehemaligen Genealogisch-Demographischen Abteilung (GDA) der Deutschen Forschungsan stalt fiir Psychiatrie (DFA) in Mlinchen gab den AnstoS zu dieser Untersuchung uber Ernst Rudin (1874-1952). Wahrend der ersten Iahrhunderthiilfte pragte er als einer der zentralen Protagonisten der Rassenhygiene sowohl durch seine wissenschaftli chen Arbeiten als auch durch seine weltanschaulichen Uberzeugungen das Erschei nungsbild von Psychiatrie und Humangenetik in Deutschland. Eine biographisch medizinhistorische Darstellung Ernst Rlidins war nicht nur deshalb geboten, weil seine offentliche Bedeutung nach 1933 infolge seiner Kooperation mit der national sozialistischen Gesundheits- und Bevolkerungspolitik einen Hohepunkt erreichte. Durch seine Entwicklung der Empirischen Erbprognose etablierte er die modeme psychiatrische Humangenetik als eigenstandige Disziplin mit weitreichenden Folgen fUr die Grundlagenforschung und die klinische Praxis. Die Untersuchung verfolgt die These, daB der Auseinandersetzung mit der Rassen hygiene, insbesondere mit ihrer Bedeutung fiir den Nationalsozialismus, durch die Darstellung ihrer Erscheinungsformen, Ideengeschichte und historischen Bedingun gen mehr gedient ist als durch den Nachweis eines vorgangigen ethisch-moralischen Verschuldens einzelner Protagonisten. In einer Zeit, in der soziale Spannungen und xenophobe Verhaltensweisen auch in Deutschland wieder zu einem alltaglichen Phanomen zu werden drohen, darf gerade die Psychiatrie einen selbstkritischen Rtickblick auf Paradigmen und Strukturen nicht scheuen, die einst Teil ihrer For schung und klinischen Routine waren. Erst vor diesem Hintergrund ist der Ort zu bestimmen, an dem die personliche Verantwortung von Wissenschaftlem und .
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