Indifferenz, Gegnerschaft, Identität: Veränderungen im politischen Verhältnis von Dorf und Staat im Kosovo
Description:... ger: Welche Rolle nimmt das Dorf im (heutigen, albanischen) Kosovo in der Organisation politischer Machtverhältnisse im Staat ein und wie verändert es sich dadurch? Drei Interaktionsmodi des Dorfes mit den übergeordneten Strukturen ausgemacht worden und in der Geschichte des Kosovo verankert. Für jeden Interaktionsmodus wurde eine These entwickelt, die anhand eines Modells an einer bestimmten makrohistorischen Epoche der Geschichte des Kosovo plausibilisiert wurde.Die Indifferenzthese besagt eine grundsätzliche Indifferenz von Staat und Dorf. Nach aussen durch Selbstversorgung abgegrenzt und im Innern durch die Selbstversorgung seiner Haushalte bestimmt, entwickelte das Dorf gewisse Institutionen der Selbstverwaltung. Die Indifferenz war der dominante Interaktionsmodus während des Osmanischen Reichs.Die Gegnerschaftsthese erklärt, wie die Dörfer den ihnen übergeordneten Staat ablehnen oder gar bekämpfen können. Die Gegnerschaft kennt verschiedene Spielformen, beispielsweise die Unterhöhlung staatlicher Strukturen durch „traditionelle“, den Aufbau einer parallelen Gesellschaft oder gar den Krieg. Die Gegnerschaftsthese ist an der Epoche des sozialistischen Jugoslawiens plausibilisiert worden.Zuletzt besagt die Identitätsthese eine grundlegende Gleichgerichtetheit der Interessen von Dorf und übergeordnetem Staat. Der Staat, der sich dessen bewusst ist, verzichtet auf die volle Einsetzung seines intervenierenden Instrumentariums. Die Identitätsthese ist anhand des zeitgenössischen Kosovo plausibilisiert worden.Die drei Thesen zeigen auf, dass die Verhältnisse zwischen der sublokalen Ebene und dem übergeordneten System in der Geschichte des Kosovo sowohl wichtig als auch nuanciert sind. Die Dörfer als Meso-Ebene behalten ein Proprium, d. h. eigene Entwicklungsstränge, die ihnen selbst zukommen.
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