Animismus
Revisionen der Moderne
Description:... Der Animismus ist eine Erfindung der Ethnologie des 19. Jahrhunderts. Auf dem Höhepunkt des europäischen Kolonialismus und Evolutionismus bezeichnet das von Edward B. Tylor geprägte Konzept eine ursprüngliche Religion. Animisten bevölkern den Kosmos und die unbelebte Natur mit Seelen und Geistern. Das erklärt man als eine die (materielle) Realität verkennende Projektion, durch die den Dingen und der Natur Leben, Handlungsmacht und Subjektcharakter zugeschrieben wird. Animismus wird somit zum Gegenbild moderner Wissenschaft, zum exemplarischen Ausdruck eines Naturzustands, in dem Psyche und Natur als ungeschieden gelten. Wenn sich in den letzten Jahren ein neues, fachübergreifendes Interesse am Animismus herausgebildet hat, dann liegt das nicht daran, dass der Begriff als wissenschaftliche Kategorie rehabilitiert wurde. Vielmehr ist die kategorische Trennung von subjektiver und objektiver Welt selbst in Bewegung geraten. Begleitend zur Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt (März-Mai 2012) wird in diesem Band erstmals eine Auswahl von zentralen Texten dieser Debatte einer deutschsprachigen Leserschaft zugänglich gemacht.
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