Mit dem wachsenden Interesse an japanischer Literatur und der hierzulande steigenden Zahl
verfügbarer Übersetzungen wächst auch das Bedürfnis, mehr über diese Literatur in ihrem
traditionellen und aktuellen Umfeld zu erfahren. Wie etwa verhält es sich mit dem Einfluß
westlicher Literatur, der das literarische Schaffen seit dem späten 19. Jahrhundert so
nachhaltig geprägt haben soll? Welches sind charakteristische Stilfiguren und
Traditionszusammenhänge, die die Literatur, aber auch das Reden über sie bestimmen? Und
schließlich: Welchen Stellenwert hat die Kunstgattung Literatur in den Augen der japanischen
Literaturkritik und Philologie? Der vorliegende Band behandelt exemplarische Ausschnitte aus
diesem Themen- und Fragenkomplex. Der Einfluß des europäischen Naturalismus auf die
Erzählliteratur im frühen 20. Jahrhundert, Mishima und Thomas Mann sowie Abe Kōbō und der
Nouveau Roman werden abgehandelt. Erst wenn wir mehr wissen über die
Entwicklungsgeschichte der modernen japanischen Literatur, über ihre traditionelle Prägung
wie über ihre Erneuerungsversuche, werden wir ihre Fremdheit und ihre Universalität im
Rahmen einer gegenwärtigen Weltliteratur recht zu würdigen wissen.